Sehr geehrte Hausärztin, sehr geehrter Hausarzt!
Fortschreitende Niereninsuffizienz kann für ihre Patienten katastrophale Folgen haben. Allen niereninsuffizienten Patienten droht die Dialyse, die Lebensqualität und Lebenserwartung dramatisch reduziert. Wussten Sie, dass in Deutschland bereits 55.000 Patienten dialysepflichtig sind und
dass deren Zahl jedes Jahr um 7% ansteigt? Dabei können den Patienten durch Ihr rechtzeitiges Eingreifen viele dialysefreie Jahre geschenkt oder
die Dialyse ganz erspart werden!
Doch die Dialyse selbst ist nicht das einzige Problem der Nierenkranken.
Eingeschränkte Nierenfunktion führt zu einer Vielzahl von Komplikationen. So haben niereninsuffiziente Patienten ein sehr stark erhöhtes Risiko
für kardiovaskuläre Erkrankungen wie Herzinsuffizienz und koronare Herzkrankheit. Dieses Risiko wird durch Hypertonie und renale Anämie gefördert: Beides tritt schon bei leichter Niereninsuffizienz auf, die häufig nicht erkannt wird!

Auch von renal bedingten Knochenerkrankungen sind im Frühstadium der Niereninsuffizienz die meisten Patienten betroffen, ohne es zu wissen. Die sog. "renale Osteopathie" wird durch die nachlassende Vitamin D-Hormon-Produktion der Niere, Hyperphosphatämie und metabolische Azidose verursacht. Alle drei Faktoren entwickeln sich bereits in frühen Stadien der Niereninsuffizienz! Die Folge: Der Patient hat ein hohes Risiko für Knochenbrüche und kardiovaskuläre Komplikationen.

Wenn eine Niereninsuffizienz rechtzeitig erkannt wird, kann man gravierende Folgeerkrankungen weitgehend verhindern!
Im Frühstadium eingreifen heißt: Verhinderung oder Verlangsamung der Progression der Niereninsuffizienz u.a. durch Gabe von ACE-Hemmern oder Angiotensin-Rezeptorblockern zur Einstellung auf den Zielblutdruck (unter 130/80 mmHg). ACE-Hemmer und die zusätzliche Gabe von Lipidsenkern (Statinen) vermindern auch die hohe kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität dieser Patienten.

Wir wollen die Behandlung Ihrer nierenerkrankten Patienten in
Deutschland verbessern. Dazu müssen Hausärzte und Fachärzte
besser zusammenarbeiten. Machen Sie mit, denn alle profitieren davon:
Der Patient, Sie, unser Gesundheitswesen.

Wenn Sie die folgenden wenigen Punkte beachten leisten Sie einen wesentlichen Beitrag zur besseren Erkennung und Behandlung nierenkranker Patienten:

1. Achten Sie auf Frühsymptome!
Besonders bei Risikopatienten(Diabetiker) sollten Sie auf frühe Anzeichen achten, die auf eine Nierenerkrankung hindeuten:

  • Hypertonie unklaren Ursprungs
  • Proteinurie, Mikroalbuminurie
  • Anämie

2. Testen Sie den Urin Ihrer Diabetiker einmal jährlich auf Albumin(Mikroalbuminurie) und Zellen!

3. Überweisen Sie rechtzeitig zum Facharzt!

Bei jeder der folgenden Konstellationen sollten Sie Ihren Patienten einem Nephrologen oder Endokrinologen(Diabetologen) vorstellen:

  • Kreatinin über 1,3mg/dl (115µmol/l)
  • fortbestehende Hypertonie über 2 Quartale
  • Diabetes mellitus mit Proteinurie

Zur Prävention und Behandlung der renalen Osteopathie sind die folgenden Maßnahmen notwendig:

1. Die Ernährungsgewohnheiten des Patienten müssen kritisch überprüft werden Phosphatreiche Nahrungsmittel sollten reduziert bzw. vermieden werden (insbesondere Wurst mit Phosphatzusatz und Milchprodukte). Auch von Getränken mit hohem Phosphatgehalt (z.B. Cola, Weizen-Bier, Export-Bier, alkoholfreies Bier) ist abzuraten!

2. Frühzeitig gegen Hyperphosphatämie vorgehen: Schon bei hochnormalem Serum-Phosphat (ab 1,5 mmol/l) sollten die Phosphatbinder verabreicht werden: Calciumcarbonat wirkt der Phosphat-Resorption entgegen und verringert gleichzeitig signifikant eine Hypocalcämie.

3. Ausgleich eines Vitamin D-Mangels: Bei einem 25(OH)-Vitamin D3-Spiegel unter 20 µg/l (50nmol/l) sollten täglich 1000 I.E. Cholecalciferol gegeben werden.

4. Ist nach der Anwendung der Maßnahmen binnen 6 Monaten kein Absinken eines zuvor erhöhtem iPTH eingetreten, sollte aktives Vitamin D in niedriger Dosis (0,25 µg/d Alfacalcidol oder äquivalent Calcitriol) gegeben werden. Dadurch wird dem Fortschreiten des sekundären Hyperparathyreoidismus entgegengewirkt. Hat der Patient schon bei der ersten iPTH-Messung einen auf das doppelte des Normwertes erhöhten Wert ohne andere erkennbare Ursache, sollte sofort mit der Gabe eines aktiven Vitamin D Präparates begonnen werden. Dosis: 0,25 µg/d Alfacalcidol oder äquivalent Calcitriol. Sind höhere Dosen notwendig,
muss der Facharzt die Laborwerte überwachen.

5. Bei prämenopausalen amenorrhöischen Frauen sollte eine Östrogensubstitution eingeleitet werden: Zu empfehlen sind Pflaster mit niedrigem Anteil Estradiol und Norethisteronacetat oder ein Estradiol-Gel.

Ihre Patienten kehren zu Ihnen zurück!
Ihre nierenerkrankten Patienten brauchen weiter Ihre hausärztliche Betreuung. Solange der Patient einen Kreatinin-Wert von weniger als 3mg/dl (265 µmol/l) hat, braucht er nicht ständig vom Facharzt betreut zu werden. Sie sollten ihn jedoch wenigstens einmal jährlich dem Nephrologen oder Endokrinologen(Diabetologen) vorstellen.

Teure Verschreibungen werden nicht von ihnen alleine getragen!
Es kann sein, dass Ihr Nephrologe oder Endokrinologe eine kostspielige Therapie einleitet, z.B. mit aktivem Vitamin D, mit neuen Antihypertensivaklassen, mit Statinen oder mit Erythropoetin. Bitte setzen Sie solche Präparate nicht ab, denn wir Ärzte dürfen es nicht zulassen, dass Patienten durch Budget-Zwänge dialysepflichtig werden! Ihr Nephrologe oder Endokrinologe wird Ihnen helfen, teure, aber notwendige Medikamente aus dem Budget zu tragen.

Was bewirken wir mit einer besseren Behandlung niereninsuffizienter Patienten?

Der Patient wird erst später dialysepflichtig, oder die Dialyse kann ihm ganz erspart werden. Das mindeste, was man erreicht, ist eine weitgehende Vermeidung der Folgeerkrankungen und ein Gewinn an Zeit, um den Patienten besser auf die Dialyse vorzubereiten.
Dies hat zur Folge:

1. Ihr Patient ist zufriedener, da er an Lebensqualität gewinnt
2. Seltenere und kürzere stationäre Aufenthalte
3. Dem Gesundheitssystem werden Folgekosten erspart:

Ein Dialysepatient kostet über 50.000 Euro im Jahr!

Nutzen Sie Ihre Chance: Bieten Sie Ihren Patienten in Zusammenarbeit mit einem Spezialisten eine moderne Behandlung- Ihre Praxis wird an Ansehen gewinnen!

Eine Initiative unterstützt von:
Prof.Dr.med.B.O.Böhm - Prof.Dr.med. F.Jakob - Prof.Dr.med. R.Landgraf - Dr.med. W.Piehlmeier - PD.Dr.med. S.Scharla - PD.Dr.med. H.J.Deuber - PD.Dr.med. P.Jehle - Dr.med. A.Mondry - Dr.med. R.Renner - Dr.med. K.Hahn - Prof.Dr.Dr.med. E.Keck - Prof.Dr.med. J.Pfeilschifter - Prof.Dr.Dr.h.c.mult. E.Ritz - Prof.Dr.med. G.Stein